Der International Astronautical Congress (IAC 2019) feierte heuer sein 70-jähriges Jubiläum in Washington D.C., USA. Es sollte das erste Mal sein, dass das TU Wien Space Team eine Gruppe Mitglieder – Paul Höller, Gera Kozhakhmetova and Taras Weinl – aussendet, um das Team bei diesem jährlichen Event zu repräsentieren. Unser Hauptziel war Netzwerken, Kontakte knüpfen, sowie Informationen und Kenntnisse, die wir in den technischen Sitzungen gewinnen würden, zurück nach Wien zu bringen.
Tag 1:
Unsere lange Reise nach Washington D.C. begann am Samstag früh am Morgen; es wird insgesamt 15 Stunden dauern, bis wir unser Ziel erreicht haben. Nach einem Zwischenstopp in Montréal, wo wir eine, nach dem langen Flug, entspannende Stunde beim Spaziergang durch Montréal verbrachten, war unser anstrengender Tag noch lange nicht vorüber. Die Unterkunft für die Woche wurde von einer Bekannten zur Verfügung gestellt, die wir über eine Teamkollegin kennengelernt haben. Als wir in Washington D.C. ankamen, nahm uns unsere Gastgeberin in Empfang und brachte uns in unsere Unterkunft – endlich konnten wir schlafen gehen. Der Aufenthalt in einem amerikanischen Haushalt erwies sich als eine großartige Erfahrung, unmöglich hätten wir sonst einen derartigen Einblick in den amerikanischen Lebensstil gewinnen können.
Tag 2:
Sonntag war unsere erste und letzte Gelegenheit für große touristische Unternehmungen – der International Aeronautical Congress, unser eigentliches Ziel, begann bereits am nächsten Tag. Washington D.C. begrüßte uns mit strömendem Regen. Nachdem wir mit unserer Gastgeberin in einem der nahegelegenen klassischen Diner gefrühstückt hatten, machten wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum, um unsere Ausweise für den IAC 2019, U-Bahn-Tickets und dergleichen zu besorgen. Den Rest des Tages verbrachten wir im Smithsonian Air and Space Museum, das eine atemberaubende Sammlung verschiedener Raumfahrzeuge beherbergt. Die große Halle für Flugzeuge befand sich leider im Umbau, jedoch war die Space Ausstellung glücklicherweise geöffnet. In diesem Museum konnten wir nicht nur Neil Armstrongs Raumanzug, den er am Mond trug, sondern unter anderem auch eine V2 Rakete, verschiedenste kleiner Satelliten und ein Modell des Hubble Teleskops bewundern.
Tag 3:
Heute begann der International Aeronautical Congress 2019. Obwohl wir mit dem anfänglichen Trubel der Eröffnungsfeier nicht viel anzufangen wussten, wurde im Rahmen der restlichen Veranstaltung ein Video mit verschiedenen Meilensteinen der Raumfahrt präsentiert, das uns sehr gefiel. Wir waren zunehmend gespannt auf die Messehalle und die “Technical sessions”, also Fachvorträge, die uns erwarteten. Worte von Buzz Aldrin unterstrichen unsere Begeisterung für die kommenden Tage.
Kaum hatten sie den offiziellen Start der IAC 2019 angekündigt, machten wir uns auf den Weg in die große Halle. Die meisten, wenn nicht sogar alle großen Namen der Raumfahrtindustrie präsentierten ihre spannenden Innovationen und Zukunftspläne. Wir fanden uns in einem Umfeld, das uns fremd war, dennoch fühlten wir uns wie zuhause. Zwar sind wir Studenten, damit vielleicht noch keine Profis, aber unser Team strebt sicherlich einem Startup vergleichbare Ziele an. Schon bei unserem ersten Rundgang konnten wir einige interessante Gespräche führen. Am Nachmittag sprach Gary Henry über die Geschichte der SpaceX Trägerraketen, anschließend wohnten wir einer Podiumsdiskussion über die Rückkehr der Menschheit zum Mond und einer Gastgeber Plenarsitzung über “Evolving Apollo: The Next 50 Years in Human Spaceflight” bei. Ein Empfang am Abend (mit zu unserer Freude kostenlosen Speisen und Getränken) führte zu weiteren anregenden Gesprächen. Das Interesse an unseren Projekten war dabei erfreulicherweise auffallend hoch.
Tage 4, 5, 6 & 7:
Die folgenden Tage können mit zwei Worten zusammengefasst werden: “Technical sessions”. Nach kürzester Zeit wurde uns klar, dass es bei dem IAC vorrangig um die Fachvorträge geht, die im Laufe des Tages angeboten werden. Dennoch kehrten wir mehrmals in die Ausstellungshalle zurück, hielten an nahezu jedem Stand an und unterhielten uns mit zahlreichen Leuten, von denen einige „lediglich” einen interessanten Stand hatten, während andere Ziel möglicher Partnerschaften waren. Für die Fachvorträge teilten wir uns auf, nicht nur, weil wir natürlich unterschiedliche Interessen verfolgen, sondern auch, um den Umfang an erworbenem Wissen zu maximieren. Wir konzentrierten uns dabei auf Systemtechnik, Antriebssysteme und Avionik. Eine Präsentation von Nicola J. Fox, Direktorin der Abteilung Heliophysik bei NASA, über die Parker Solar Probe stach heraus – noch nie zuvor haben wir in der laufenden Woche Folien dieser Qualität gepaart mit derartiger Rhetorik gesehen. Wir waren allesamt begeistert. Während der Woche trafen wir außerdem einige Leute von Buckeye Space Launch Initiative und verbrachten etwas Zeit mit Mark, dem Präsidenten des “Space Teams” der TU Darmstadt.
Tag 8:
Der International Aeronautical Congress endete mit der Verleihung zahlreicher Preise für verschiedene herausragende Leistungen, dem feierlichen Unterzeichnen des Vertrags für den IAC nächstes Jahr, der feierlichen Übergabe der IAC Flagge an das Organisationsteam für Dubai und einigen abschließenden Worten des Gastgeber und sowie des IAF. Nächstes Jahr wird der IAC in Dubai vom Mohammed Bin Rashid Space Centre veranstaltet, welches bei uns bereits einen vielversprechenden Eindruck hinterlassen konnte.
Kaum waren wir richtig in Washington D.C. angekommen, war es schon wieder Zeit zu gehen. Eine letzte große Sache war da aber noch, die wir zu unternehmen konnten. Unsere Gastgeberin der Woche fuhr uns, herzlichst wie sie war, zum Ugvan Air and Space Museum in der Nähe des Flughafen Dulles, wo wir das Space Shuttle Discovery, eine SR-71 (auch bekannt als Blackbird und mit einer Maximalgeschwindigkeit von mehr als der dreifachen Schallgeschwindigkeit eine beeindruckende Meisterleistung an Ingenieurskunst), verschiedenste Raketen (von Forschungsraketen (z.B. die Far Side Sounding Rocket) bis zu militärischen Raketen (wie z.B. die Redstone missiles)), berühmte Flugzeuge wie eine Boing 707, eines der ersten Langstrecken Passagierflugzeuge mit Strahltriebwerken, eine Concorde, die Enola Gay (Flugzeug, welches die erste Atombombe auf Hiroshima abwarf) sowie eine Vielzahl anderer spannender Objekte sehen konnten.
Anschließend fuhren wir zum Flughafen, wo wir uns von unseren Gastgebern und einer tollen Woche in Washington D.C. verabschieden mussten. Ohne unsere Gastgeberin wäre unsere Zeit außerhalb des IAC nicht das Erlebnis geworden, was es war – deshalb möchten wir diese Gelegenheit nutzen, um uns nochmals ganz herzlichst zu bedanken. Vor allem aber wollen wir der FFG unseren größtmöglichen Dank aussprechen – dafür, dass sie diese ganze Reise erst ermöglicht haben!